Schlagwort-Archive: Selfie

Große Staatskunst: Wenn Kanzler lieber daheim bleiben und Selfies die Diplomatie retten

Deutschland – das Land der Dichter, Denker und offenbar auch der Abwesenden. Während sich die große Weltpolitik zur Beerdigung von Papst Franziskus in Rom versammelte, glänzten unsere beiden wichtigsten Staatslenker, Kanzler Olaf Scholz und der designierte Kanzler Friedrich Merz, durch ein beeindruckendes politisches Statement: Sie kamen einfach nicht.
Man möchte fast sagen: Stilbewusst! Schließlich, was sind schon ein verstorbener Papst und internationale Beziehungen gegen die unendlich wichtigeren Dinge wie Bahnfahrpläne und Parteitagsreden?

Aber keine Sorge, Deutschland war trotzdem würdig vertreten. Und wie! Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bayerns Oberbayer Markus Söder sprangen heldenhaft in die Bresche. Sie reisten an, schritten ehrfürchtig durch die vatikanischen Hallen – und zogen dann, ganz dem Anlass entsprechend, ein Grinse-Selfie. Direkt nach der Trauerfeier. Vor dem Petersdom. Lächeln bis zur Ohrenentzündung.
Wer je gedacht hat, deutsche Außenwirkung könne nicht noch peinlicher werden, wurde hier eines Besseren belehrt.

Man fragt sich: Haben sie vorher die Playlist der Trauerzeremonie verwechselt? Dachten sie, es sei ein Vatikan-Influencer-Treffen unter dem Motto „#SadButMakeItCute“? Oder war es einfach die pure Freude darüber, dass Scholz und Merz ihnen diese Auslandsreise allein überließen, um endlich einmal ungehemmt wie Urlauber auf Klassenfahrt auftreten zu können?

In jedem Fall: Steinmeier und Söder beweisen, dass deutsche Staatsrepräsentation heutzutage nichts mehr mit Pietät, Würde oder politischer Sensibilität zu tun hat. Nein, sie wird ganz neu definiert: durch spontane Fröhlichkeit am offenen Grab eines Papstes.

Aber gut, was will man erwarten? Ein Kanzler, der sich nicht erinnert, wo er ist, und ein künftiger Kanzler, der sowieso immer glaubt, er sei schon da – das war vielleicht wirklich die beste aller möglichen deutschen Delegationen: niemand.

Und falls sich jemand fragt: Ja, natürlich ist das alles genau durchdacht. Schließlich demonstriert Deutschland damit seine neue außenpolitische Strategie: passive Teilhabe mit maximaler Peinlichkeit.